Der Sattler

Manche Handwerker beschränkten ihre Tätigkeit nicht auf die Werkstatt, sondern gingen zu ihren Kunden auf die Höfe der Bauern. Sie gingen auf die „Stör“. Störhandwerker waren der Sattler, der Zimmerer und die Schneiderin.

Der Sattler

Bevor die Feldarbeiten so richtig begannen, kam Anfang März zu den großen Bauern der Sattler. Und zu den Bauern, die „b`sonders auf ihr Sach g`schaut hab`n“ kam er vor der Ernte ein zweites Mal. Das erforderliche Werkzeug und das Material, wie eine halbe Kuhhaut, Lack und Lederfett brachte er mit. Er blieb ein paar Tage, bis alles auf dem Hof vorhandene Lederzeug in Ordnung gebracht war: Pferdegeschirre, Halfter und Zäume, die Treibriemen. An einen Tageslohn von 3 Mark 50 Pfennig konnte sich der Sattler Sima erinnern. Dazu kam das Essen für den Tag.

Neben der Herstellung von Pferdegeschirren und allem, was Ochsen und Kühe zum Ziehen brauchten, verstand sich ein richtiger Sattler auch auf die Polsterei.

Der Hausname „Beim Sattler“ (heute Eichenwaldstraße 93) entstand Mitte des 19. Hahrhunderts. 1855 kaufte der gelernte Sattler Xaver Pöll das kleine landwirtschaftliche Anwesen und richtete in der Stube seine Werkstatt ein. Acht Tagwerk Feld und ein paar Kühe gehörten dazu. Um 1890 übernahm der Sohn Simon das Geschäft. An der Arbeitsweise hat sich nichts geändert. Das b lieb auch so, als wiederum der Sohn Simon  1945 nach seiner Rückkehr aus dem Krieg den väterlichen Betrieb weiterführte.

Doch mit Beginn der 50er Jahre, als immer mehr die Technik, vor allem die Traktoren auf den Höfen Einzug hielten und die Pferde verschwanden, gab es für den einst vielbeschäftigten Sattleer nur mehr wenig zu tun. Der Sattler Sima kaufte Feld dazu und verlegte sich mehr auf die Landwirtschaft. Die Sattlerei war Nebenbeschäftigung geworden. Für die Umstellung seines Betriebes auf Boden legen, Tapezieren, Polstern usw., was jüngere  Sattler getan haben, fühlte er sich zu alt. 1970 hat er ganz aufgehört. Das Sattlerhandwerk gibt es bei uns nicht mehr.